Wildkräuter
Brennessel - die wilde Kriegerin

Seit uralter Zeit begleitet sie den Menschen, aus ihren Fasern wurden schon in der Steinzeit Schnüre für Seile oder Fischernetze geflochten. Noch im Mittelalter wurde aus ihren Fasern Stoffe hergestellt – der sogenannte Nesselstoff,  dieser wurde dann allerdings durch die Baumwolle verdrängt. Noch heute wird in Nepal dieser spezielle Stoff für Europa hergestellt, und in früherer Zeit wurde sogar aus der Brennnessel ein Bier gebraut. 

Die Brennnessel ist eine der stärksten und wehrhaftesten Pflanzen, mit den meisten wertvollen Inhaltsstoffen. 

Sie gehört zum Wildgemüse, ist eine ausdauernde Staude in Massenbeständen, welche bis zu zwei Meter hoch und bis zu 20 Jahren an einem Standort verweilen kann. Sie erobert sich die Plätze als Pionierpflanze mit einer enormen vitalen Wuchs-und Wehrkraft. 

Deshalb ist sie nicht zufällig dem römischen Kriegsgott Mars zugeordnet!

Ihre Wehrhaftigkeit verdankt sie den Brennhaaren, welche bei Berührung wie kleine Glasphenolen abbrechen, die Haut dabei verletzen und darauf hin wird wie mit einer Art von Harpune das Nesselgift in die Haut geschossen. Dies verursacht das unangenehme Brennen und Jucken, welches schon einmal einige Stunden anhalten kann. 
Ein kleiner Trick um diese Kriegerin nicht zu reizen: beim Anfassen von unten nach oben zärtlich in die Wuchsrichtung streichen. Wer dem nicht traut, sollte besser Handschuhe tragen.
Bei Verwendung als Rohkost vorher mit einem Nudelholz quetschen, dies macht die feinen Härchen unschädlich. 

Zauber-Ritualpflanze

Vielerlei Zauber und Rituale ranken sich um die Brennnessel, so soll sie in den Stall gehängt, als Abwehr gegen Gewitter und böse Kräfte helfen. 
Diverse Essgewohnheiten und Rituale mit der Brennnessel wurden und werden in manchen Gegenden immer noch eingehalten, so glaubte man früher und auch jetzt noch:

  • Brennnesselgemüse an Gründonnerstag gegessen, schütze vor Geldmangel. 
  • Brennnesselkuchen am Neujahrstag zubereitet, behüte das ganze Jahr vor jeglicher Not.
  • Brennnesselkrapfen an Johanni (24.Juni) gebacken und gegessen, helfe bei vieler Art von Krankheiten.
  • Brennnessel und Schafgarbe gleichzeitig in der Hand gehalten, schütze gegen alle teuflischen Anfechtungen.

Als Orakel wird über Nacht unter das Bett eines Schwerkranken ein Strauß mit Brennnesseln gelegt,  bleiben die Blätter grün, überlebt der Kranke

Heilpflanze

Verwendung findet das Kraut im Frühling und Sommer und die Wurzeln und der Samen im Herbst. Man erntet nur das obere Drittel der Pflanze, dabei nicht die Handschuhe vergessen, sonst kann es ungemütlich werden. 

Die ach so unscheinbare Brennnessel besitzt einen hohen Wert an vielen wertvollen Inhaltsstoffen, z.B. einen dreifach höherer Eisengehalt als Spinat und gilt dazu als sog. Einschleuserpflanze für Eisen, was gerade für Frauen wichtig ist. Dazu besitzt sie ein Füllhorn an Vitaminen & Mineralien und einen beträchtlich hohen Eiweißgehalt bis zu 9% , dazu stärkt sie das Immunsystem mehr als der bekannte Sonnenhut (Echinacea)

Sehen wir uns nun die gesundheitlichen Wirkungen der einzelnen Zubereitungsarten genauer an.

Blättertee

Dieser gilt als wegen seines hohen Eisengehaltes als blutbildend, wirkt reinigend bei Nieren-und Blasenproblemen, hilft bei Gicht und Rheuma, hohem Blutdruck, bei Magen- und Darmproblemen, bei Leber-und Gallenerkrankungen und entwässert bei allen Arten von Wasseransammlungen im Gewebe.Täglich mindestens einen Liter trinken und um der Gewöhnung entgegenzuwirken, den Tee nach 6Wochen für zwei Wochen aussetzen und erst dann wiederholen.

Brennnessel-Frischpflanzensaft ist ein konzentrierter Auszug mit starker Wirkung bei Übersäuerung, Gicht und Rheuma, Herzerkrankungen, Frühjahrsmüdigkeit, Eisenmangel u.v.m.

Der Samen der Brennnessel gilt als „einheimischer Ginseng“, er enthält Hormone, Vitalstoffe, Mineralien etc. Damit stärkt und vitalisiert er enorm und kann somit die Potenz erhöhen. Deshalb war es im Mittelalter den Mönchen verboten davon zu „naschen“ 

Die Brennnessel-Wurzel wird bei Bei Prostatabeschwerden, Haarausfall, Schuppen und fettigem Haar eingesetzt, oft in Kombination mit der ähnlich wirkenden Klettenwurzel.

In der Tierheilkunde
 werden zur Mineralstoffanreicherung getrocknete und gemahlene Blätter unters Futter gemischt, dies macht z.B. bei Katzen ein schönes Fell.

Sonstige Wirkbereiche
  • Liebespflanze
  • Küchenpflanze
  • Gartenpflanze
  • Sonstiges
Liebespflanze

Gilt als Symbol für die schmerzhafte Liebe, ist energetisch erwärmend und wirkt damit auch aphrodisierend.
Die nussigen Samen werden als anregend im sexuellen Bereich angesehen.

Küchenpflanze

Wird wie Spinat zubereitet, die jungen Blätter kann man roh oder kurz überbrüht, mit anderen Wildkräutern unter den Salat mischen.

Zusammen mit Basilikum und Petersilie kann man ein leckeres Pesto zaubern. 

Mit weicher Butter und Gewürzen vermischt, wird daraus ein würziger Aufstrich
Eine sehr erfrischendes Getränk ist eine Brennnessel – Limonade, hergestellt aus Quellwasser, Honig und Zitrone.
Ein Risotto wird durch in Streifen geschnittene Brennnesseln, welche man am Ende der Garzeit untermischt, gesundheitlich und kulinarisch aufgewertet.

Gartenpflanze

Bekannt als vergorene Jauche wird die Brennnessel schon lange Zeit im Naturgarten als Pflanzenschutzmittel und Dünger eingesetzt.

Die Pflanzen sind stark humusbildend, nähren  und regenerieren den Boden, indem sie zu viel Stickstoff umwandeln.

Die Brennnessel dient als Nahrung für die Raupen von Schmetterlingen, was deren -, z.T. gefährdeten- Bestand fördert. 

Sonstiges

Im Märchen die sieben Schwäne von Christian Anderson, musste die junge Prinzessin um ihre Brüder aus einem Bann zu erlösen, aus der Brennnessel sehr schmerzhafte Hemden herstellen.

Der Maler Albrecht Dürer, sah in der Brennnessel eine von Gott gegebene Pflanze, er malte einen Mann welcher auf dem Weg zu Gottes Thron eine Nessel in der Hand hält.

Ausspruch von Rudolf Steiner: “die Brennnessel sollte den Menschen ums Herz wachsen, so gut sind sie“.